Lisa - die Reiseleitung
18 Tage vor Tourstart
Es war eine ungewöhnlich ruhige Zeit an Bord des "no Risk no Fun". Commander Lisa saß in der Hauptkabine und starrte auf das Kommunikationspanel. Schon seit Wochen hatte sie keine Nachricht mehr von ihrer Schwester M. Curie erhalten.
Das war ungewöhnlich, denn obwohl ihre Schwester oft auf abgelegenen Missionen unterwegs war, fand sie immer eine Möglichkeit, Lisa zu kontaktieren – sei es nur ein kurzer Funkspruch oder eine Textnachricht. Doch diesmal blieb es still.
Zu still.
Die letzte Nachricht von M. Curie war vor einigen Wochen eingetroffen, von einem DSSA-Träger aus. Sie hatte ihr Schiff gewartet und sich auf eine Rückreise vorbereitet. Doch seither war Funkstille. Kein Lebenszeichen. Kein Signal.
Lisa versuchte, den Transponder ihres Schiffs zu orten. Das letzte Signal kam aus dem Sternensystem BD+41 4773, einem abgelegenen, kaum frequentierten System, irgendwo im Nirgendwo der Galaxis. Lisa spürte ein ungutes Gefühl in der Magengrube, als sie sich die galaktische Karte ansah.
Das war kein Ort, an dem man einfach verschwindet – zumindest nicht spurlos. „Das kann nicht richtig sein...“, murmelte sie vor sich hin und entschied, dass es an der Zeit war, Hilfe zu rufen.
Lisa nahm Kontakt zur ED:THT Retter Vereinigung auf, eine Gemeinschaft erfahrener Kommandanten, die sich in Notsituationen unterstützten. Die Übertragung war klar und präzise:
„Hier spricht Commander Lisa von der "no Risk no Fun". Ich habe seit Wochen keinen Kontakt mehr zu meiner Schwester, Commander M. Curie. Ihr letzter bekannter Standort war ein DSSA-Träger, und das letzte Signal ihres Transponders kam aus dem System BD+41 4773.
Seither gibt es keine Lebenszeichen mehr von ihr. Ich bitte dringend um Unterstützung bei der Suche.“
Die Nachricht war kaum abgeschickt, da blinkte das Terminal schon auf – eine Antwort. Der Name des Kommandanten auf dem Display ließ Lisa einen Moment innehalten: Razor2. Ein Kommandant, der für seine Entschlossenheit und sein Können bekannt war, besonders, wenn es um schwierige Missionen ging.
Die Antwort kam schnell und ohne Umschweife:
„Commander Lisa, Razor2 hier. Ich habe deine Nachricht erhalten. Es klingt nach einer ernsten Lage, und ich werde nicht zögern, mich auf den Weg zu machen. Mein Träger ist einsatzbereit, aber es wird einige Tage dauern, bis wir BD+41 4773 erreichen.
Sobald wir im System eintreffen, werden wir nach Hinweisen suchen und alles tun, um deine Schwester zu finden. Halte die Kommunikation offen. Razor2, Ende.“
Lisa lehnte sich zurück und atmete tief durch. Sie war erleichtert, dass Razor2 die Suche übernehmen würde, aber die Ungewissheit lastete schwer auf ihr. Wie lange war M. Curie schon verschwunden? Was war in diesem System passiert?
Fragen, die sie quälten, aber auf die sie keine Antworten hatte. Zumindest noch nicht.
Die nächsten Tage vergingen zäh. Lisa versuchte, sich auf ihre Arbeit an Bord der "no Risk no Fun" zu konzentrieren, aber ihre Gedanken wanderten immer wieder zu ihrer Schwester.
Jede Stunde, die verstrich, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Sie wusste, dass es dauern würde, bis Razor2 das System erreichen würde, aber die Ungewissheit nagte an ihr. „BD+41 4773... warum dort?“, dachte sie laut, als sie die Sternenkarte erneut aufrief.
Das System war weit abgelegen, ohne großen strategischen Wert oder bekannte Sehenswürdigkeiten. Es machte einfach keinen Sinn. Dennoch wusste sie, dass ihre Schwester eine gute Pilotin war – jemand, der in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren konnte.
Wenn irgendjemand da draußen überleben konnte, dann M. Curie.
Nach einigen Tagen kam schließlich die ersehnte Nachricht von Razor2:
„Commander Lisa, wir sind im System BD+41 4773 eingetroffen. Der Ort wirkt auf den ersten Blick ruhig, aber das heißt nichts. Wir beginnen die Suche sofort. Bleib in Reichweite, ich halte dich auf dem Laufenden.“
Mit einem nervösen Knoten im Magen wartete Lisa auf Neuigkeiten. Die Minuten vergingen quälend langsam, und es fühlte sich an, als ob jede Funkpause ewig dauerte. Ihr Herz schlug schneller, als das nächste Signal von Razor2 einging.
„Wir haben etwas gefunden...“
Razor2 näherte sich langsam dem Planeten, der als einzig landbare Welt im System BD+41 4773 verzeichnet war. Seine Scanner zeigten kaum Aktivität – ein trostloser, karger Ort mit wenig Aussicht auf Leben oder Hilfe.
Aber dann, nach mehreren Anläufen und intensiven Scans, erschien plötzlich ein schwaches Signal auf seinem Bildschirm. „Da ist etwas…“, murmelte er vor sich hin.
Sein Herz schlug schneller, als das Signal klarer wurde. Es war ein altes, aber funktionierendes Notfallbeacon, das nur intermittierend aktiv war. Das Schiff, von dem das Signal stammte, schien sich im Energiesparmodus zu befinden – kaum Emissionen, nur ein schwacher Ping, gerade genug, um entdeckt zu werden.
Als Razor2 landete, war die Oberfläche des Planeten ruhig. Nichts deutete darauf hin, dass es hier Probleme gegeben hatte. Er setzte seinen Fuß auf den staubigen Boden und machte sich auf den Weg zum Ursprung des Signals. Vor ihm stand ein Raumschiff – einsam und still, aber intakt.
Es war M. Curies Schiff!
Als Razor2 die Luke erreichte, öffnete sich diese langsam. In der Öffnung stand M. Curie, ihre Augen schimmerten unter dem Schutzhelm, und ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Razor2?“, fragte sie, ihre Stimme klang erleichtert, aber auch erschöpft.
„Commander M. Curie, es ist gut, dich wohlauf zu sehen“, erwiderte Razor2, während er seinen Helm abnahm. „Wir haben dich seit Tagen gesucht.“
„Ich musste alle nicht notwendigen Systeme herunterfahren, um Energie zu sparen. Der Antrieb war beschädigt, und ohne Ressourcen hätte ich es nicht riskieren können, das Notsignal zu verstärken. Ich hatte gehofft, dass jemand mich findet… irgendwann.“
Razor2 nickte. „Lisa war sehr besorgt um dich. Sie hat den Notruf ausgelöst, sobald sie nichts mehr von dir gehört hat. Aber das System hier… es ist weit ab vom Schuss.“ M. Curie atmete tief durch. „Ich weiß. Es hätte auch anders ausgehen können. Zum Glück bist du hier.“